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ORCHESTRINACHUR & AMORE

 

Klarinettist CLOT BUCHLI und ORCHESTRINACHUR bezeugen musikalisch ihre Liebe für unser südliches Nachbarland. Ähnlich der Viola führt das durch Klarinettisten gespielte Bassetthorn ein Mauerblümchendasein. ALLESSANDRO ROLLA schuf für dieses Instrument ein anmutiges Konzert mit einem wunderschönen langsamen Mittelsatz. In einem italienischen Programm mit Streichorchester darf ANTONIO VIVALDI nicht fehlen und die «Antiche Danze ed Arie Nr. 3» von OTTORINO RESPIGHI sind ein «Must»! Auch etwas Oper wird mit GIACOMO PUCCINIS «Sole e Amore» und «Storiella d’amore» in diesem Programm zu hören sein  und damit einen charmanten Schlusspunkt finden.

 

PROGRAMM

ANTONIO VIVALDI                                Sinfonia «Al Santo Sepolcro» h-Moll RV 169
1678–1741                                                                   Adagio molto, Allegro ma poco

ALLESSANDRO ROLLA                         Konzert für Bassetthorn und Streicher
1757–1841                                                                   Allegro - Largo sostenuto - Rondo: Allegretto

OTTORINO RESPIGHI                            Antiche Danze ed Arie Nr. 3
1879–1936                                                                   Italiana - Arie di corte - Siciliana - Passacaglia

GIACOMO PUCCINI                                «Sole e Amore», «Storiella d’amore»
1858–1924                                                                   für Klarinette und Streichorchester (instr. Andreas Tarkmann)

 

DER SOLIST
CLOT BUCHLI,
Bassetthorn und Klarinette, studierte bei Antony Morf an der Musikhochschule Luzern und später an Musikakademie Basel bei Hans Rudolf Stalder, wo er mit dem Konzertreifediplom abschloss. Seit 2002 ist Clot Buchli Mitglied der Kammerphilharmonie Graubünden. Auftritte als Solist und intensive kammermusikalische Tätigkeiten in verschiedensten Besetzungen ergänzen seine Lehrtätigkeiten an den Musikschulen Chur und Landquart. 2002 erhielt CLOT BUCHLI den Kulturförderpreis des Kantons Graubünden.

DIE DIRIGENTIN
ANITA JEHLI
absolvierte ihre Ausbildung im Fach Violoncello an der Musikhochschule Zürich und schloss mit dem Lehrdiplom, später mit dem Konzertdiplom mit Auszeichnung ab. Sie ist Gewinnerin verschiedener Musikpreise u.a. des Kammermusikpreises des Migros Genossenschaftsbundes und des Koeckert-Preises für Violoncello der Musikhochschule Zürich. Später folgten Studien an der Zürcher Hochschule der Künste in den Fächern Barockcello, Dirigieren und Kirchenmusikalischer Praxis sowie der Abschluss MAS in Art’s Management an der Universität Basel und die Ausbildung zur Musikschulleiterin VMS. Heute ist Anita Jehli Solocellistin der Camerata Schweiz und seit 1991 Gründungsmitglied des  Ensemble Pyramide, welches sich auf das Aufführen unbekannter oder vergessener Kammermusikliteratur von Barock bis zur Moderne spezialisiert hat und mit einer eigenen Abonnementsreihe im Zürcher Konzertbetrieb präsent ist. Mit diesem Ensemble erhielt sie von der Stadt Zürich die kulturelle Auszeichnung Werkjahr für Interpretation zugesprochen. CD-Aufnahmen sind bei Naxos, Ars Musici, Intégral Productions, Brilliant Classics und Divox erschienen. Nebst ihrer Tätigkeit als Cellistin ist sie Dirigentin des AltstadtOrchesters der reformierten Kirchgemeinde Zürich, Schulleiterin der Musikschule Domat/Ems Felsberg und Kursleiterin in der Villa Jolimont BE. Für Ihre künstlerische Tätigkeit mit der ORCHESTRINACHUR erhielt ANITA JEHLI 2019 den Anerkennungspreis der Stadt Chur.

DIE KONZERTMEISTERIN
RUTH MICHAEL
ist in Chur aufgewachsen und hat nach dem Erlangen des Primarlehrerpatents ihr Violinstudium bei András von Tószeghi am Konservatorium Schaffhausen aufgenommen und bei Mariann Häberli an der Musikhochschule Zürich mit dem Lehrdiplom abge­schlossen. Sie unterrichtet an der Musikschule Chur, ist seit seiner Gründung in 2000 Mitglied des «ensemble z» und seit 1994 Konzert­meisterin der ORCHESTRINACHUR. Durch den Besuch der Singschule Chur ist ihr auch das Singen sehr wichtig geworden. Sie leitete von 1998 bis 2014 den Evangelischen Kirchenchor Domat/Ems und singt selber im Vokalensemble „canturia“ mit. Es ist ihr auch ein grosses Anliegen, Kindern und Erwachsenen mit einer Behinderung das Musizieren zu ermöglichen. Deshalb arbeitet sie im Schulheim und im ARGO-Wohn­heim in Chur mit verschiedensten Instrumenten mit diesen begeiste­rungsfähigen Menschen. Sie wurde mit Förderpreisen des Kantons Graubünden und der Eliette von Karajan-Stiftung ausgezeichnet.

DAS ORCHESTER
ORCHESTRINA
CHUR entstand 1994 aus der Initiative eines kleinen Kreises engagierter Laien- und Berufsmusiker in Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor St. Martin. Neben der Tätigkeit für die Kirchgemeinde wurden eigene Konzerte mit Werken vor allem aus dem Barock und der Romantik veranstaltet, zunehmend ergänzt durch Werke aus dem 20. Jahrhundert. Der Klangkörper wird seit Beginn weg durch die Konzertmeisterin RUTH MICHAEL angeführt. Die Besetzung der ca. 20 Orchestermitglieder wird projektbezogen mit professionellen Zuzügern und weiteren Laienmusikern verstärkt. Seit der Loslösung von der Kirchgemeinde im Jahr 1999 werden jährlich 2 bis 3 thematische Konzertprogramme aufgeführt. Mit spartenübergreifenden Projekten wurden Konzertformen erweitert. Die Zusammenarbeit mit Solisten aus der Region gibt jungen wie auch arrivierten Künstlern die Möglichkeit, solistisch aufzutreten. Damit formt ORCHESTRINACHUR ein eigenes Profil und hat sich einen Nischenplatz im hiesigen Kulturleben erarbeitet. Seit 2012 steht das Ensemble unter der musikalischen Leitung der Cellistin und Dirigentin ANITA JEHLI.

 

PROGRAMMNOTIZEN ZUR 2. KONZERTREIHE
Noch 1728 hatte ANTONIO VIVALDI auf der Höhe seines Ruhms gestanden. 50.000 Dukaten pro Jahr soll er verdient haben, und Kaiser Karl VI höchstpersönlich gewährte ihm in Triest Audienz. Die Wiener Hofchargen munkelten, der Kaiser habe mit dem venezianischen Musiker in zwei Tagen mehr gesprochen als mit seinen Ministern in zwei Jahren, was zu dem gutherzigen, musikbesessenen Habsburger passen würde. Vivaldi dedizierte ihm dafür ein Opus mit 12 Concerti (La Cetra, Opus 9) und versicherte sich dadurch der kaiserlichen Gnade - für die Zukunft. 10 Jahre später wollte er auf diesen Stein bauen. Ein übereifriger Kirchenfürst hatte dafür gesorgt, dass die Situation in Venedig eskaliert war, weil Vivaldi seit Jahren mit der Primadonna Anna Girò und deren Schwester das Haus teilte. Für einen geweihten Priester, der Vivaldi ja war, bedeutete die unterstellte wilde Ehe einen handfesten Skandal. Also machte er sich auf gen Norden und traf 1740 in Wien ein. Der Kaiser aber, dem er so viel verdankte, starb kurz danach. Friedrich II von Preussen fiel in Schlesien ein, und die Tagesereignisse überrollten den Wiener Hof. Für einen 62-jährigen italienischen Geiger hatte keiner Zeit oder Interesse. Die Sinfonia Santo Sepolcro h-Moll RV 169 ist als Hommage an dieses traurige Ende gedacht, zugleich aber auch als Erinnerung an religiöse Bräuche, die während der «Settimana Santa», der Karwoche, sowohl in Wien als auch in Italien üblich waren. Der Name deutet auf jenen Nachbau des Heiligen Grabes (ital. Santo Sepolcro) hin, in den man am Karfreitag eine Jesusfigur in feierlicher Zeremonie hineinbettete, begleitet von entsprechender Musik. In Wien liess der Kaiser in der Regel italienische Oratorien am «Santo Sepolcro» musizieren, in Venedig waren es feierliche Streichersonaten wie die von Vivaldi. Sie steht in einer besonders ausdrucksstarken Tonart, ist aus einem düsteren Adagio mit liegenden, dissonanten Akkorden und einem fugierten Allegro aufgebaut und fängt in ihrer schmerzlichen Gedrücktheit den heiligsten Moment der Karwoche ein. Nichts in diesem Stück erinnert an die extrovertierte Manier der Konzerte Vivaldis (kammermusikfuehrer.de).

ALLESSANDRO ROLLA wurde in Pavia geboren und zog für seine Studien bereits mit 13 Jahren nach Mailand, wo er beim Kapellmeister Giovanni Andrea Fioroni der Mailänder Kathedrale studierte. Als 1. Violaspieler wurde er in Parma im Orchester des dortigen Herzogs engagiert. 1795 bekam er vom Vater des jungen Paganini den Auftrag, seinen Sohn zu unterrichten. Nach dem Tod des Herzogs von Parma wurde Rolla Direktor der Scala in Mailand und blieb dort bis 1833. Er dirigierte hier die ersten Mailänder Aufführungen von Mozarts Opern «Don Giovanni», «Così fan tutte» wie auch Beethovens 1. Sinfonie und Opern von Rossini, Donizetti und Bellini. Rolla komponierte selbst etwa 500 Werke und verhalf seinem eigenen Instrument, der Viola, durch Solokonzerte zum Durchbruch. Sein Konzert für Bassethorn soll 1829 entstanden seiDie «Alten Tänze und Arien» von OTTORINO RESPIGHI führen uns an die Anfänge der Alte-Musik-Bewegung im Italien des frühen 20. Jahrhunderts zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm sich der Komponist aus Bologna italienische Lautenstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert vor, ein Repertoire, das damals allenfalls Musikhistoriker beschäftigte, da es faktisch keine Lautenisten gab und auch die Gitarristen sich noch nicht für Lautenmusik interessierten. Also kam Respighi auf die Idee, Lautenstücke für kleines Orchester in sehr differenzierten Besetzungen zu arrangieren – eine Gegenreaktion auf die monumentalen Sinfonien der Epoche, wie sie sich damals auch in Frankreich und Deutschland zeigte in Verbindung mit der Rückbesinnung auf den «Alten Stil». Die erste Suite von 1920 war ein so grosser Erfolg, dass er drei Jahre später eine zweite Serie folgen liess. 1932 schuf er die dritte Suite, ausschliesslich für Streichorchester. Die Klangmöglichkeiten der Streichinstrumente kannte Respighi aus seiner langen Erfahrung als Bratschist im Orchester. Am Liceo musicale seiner Heimatstadt Bologna hatte er Geige und Bratsche studiert, daneben Komposition bei Giuseppe Martucci, dem «italienischen Brahms». Es dauerte freilich Jahre, bevor er seine Komponistenkarriere ernsthaft in Angriff nahm. Zuvor wirkte er als Orchesterbratschist u.a. in Sankt Petersburg und Bologna, nahm daneben Kompositionsstunden bei Rimsky-Korsakow in Russland und bei Max Bruch in Berlin. Erst mit Mitte 20 begann er, sich als Komponist und als Bearbeiter von Alter Musik einen Namen zu machen. 1916 gelang ihm der Durchbruch mit der Uraufführung seines monumentalen Orchesterwerks «Fontane di Roma». Diese klingende Huldigung an die Brunnen seiner Wahlheimat Rom, wo er seit 1913 als Professor an der Accademia di S. Cecilia lehrte, machte ihn auf einen Schlag berühmt. Die drei Zyklen der Antiche Danze ed Arie offenbaren trotz ihres viel kleineren Formats den gleichen Klangsinn wie jene Monumentalwerke. Die dritte Serie beginnt mit einer Italiana, einem italienischen Tanz der Renaissance im gemächlichen Dreiertakt. Das Pizzicato der Celli verleiht dieser zauberhaften Einleitung Serenadencharakter. Darauf folgen mehrere Arie di Corte bzw. Airs de Court, höfische Gesänge, die der burgundische Lautenspieler Jean-Baptiste Besard um 1604 in Köln in seinem Thesaurus harmonicus drucken liess. Eine Auswahl dieser kurzen, tänzerischen Arien erschien 1914 in Mailand in der Bibliothek musikalischer Raritäten. Auf diese Weise lernte sie Respighi kennen und benutzte sie als Vorlagen für den zweiten Satz seiner Suite, wobei er den Namen des Komponisten italianisierte: Giovanni Battista Besardo alias Jean-Baptiste Besard war ein Zeitgenosse von Claudio Monteverdi, geboren um 1567, gestorben nach 1616. Als dritter Satz der Suite dient eine anonyme Siciliana aus dem 16. Jahrhundert, die in ihrer Naivität von den barocken Siciliani eines Vivaldi, Bach oder Pergolesi noch weit entfernt scheint. Nach diesem sanft schwingenden Intermezzo folgt als Finale eine Passacaglia aus der Barockzeit. Der Graf Ludovico Roncalli veröffentlichte sie 1692 in Bergamo in seinen Capricci armonici, einer Sammlung von neun Suiten für die fünfchörige spanische Barockgitarre. In den Geigen- und Bratschensoli zu Beginn kann man noch etwas vom Klang der Barockgitarre erahnen, ansonsten hat Respighi diesen Satz höchst effektvoll in eine grosse Passacaglia für Streichorchester verwandelt. Sie wird geprägt von den stets wiederholten viertaktigen Variationen eines Grundbasses, der aber in keiner Weise streng gehandhabt wird (kammermusikfuehrer.de).

GIACOMO PUCCINI stammt aus einer Musikerfamilie. Sein Vater war Leiter der Stadtkapelle von Lucca, Organist am Dom und Komponist von Opern und Messen. Im Herbst 1880 ging er nach Mailand, wo er sich dank eines Stipendiums am dortigen Konservatorium einschreiben konnte. Sein Lehrer war Amilcare Ponchielli. Puccinis Prüfungsarbeit 1883 war das Capriccio Sinfonico, aus dem er später Teile für den Beginn seiner Oper La Bohème verwendete.

Am 31. Mai 1884 debütierte er im Teatro Dal Verme in Mailand mit seiner Erstlingsoper Le Villi, wofür er beim Publikum und bei den Kritikern grossen Erfolg erntete. Das künstlerische Schaffen Giacomo Puccinis erstreckte sich von 1884 bis 1924. In diesen vierzig Jahren entstanden zwölf Opern. Die geringe Anzahl an Werken liegt u. a. im frühen Erfolg Puccinis begründet, der ihm zu Wohlstand verhalf. So konnte der Komponist seinen Vorlieben für Reisen und schnelle Autos ausführlich nachgehen. Auch legte Puccini generell eine langsame, aber gründliche Arbeitsweise an den Tag. Die Grabstätte von Puccini und seiner Frau befindet sich in seinem Haus in Torre del Lago. Der grosse Erfolg der Werke Puccinis, der noch zu Lebzeiten des Komponisten begann, hält bis in die Gegenwart an.

«Sole e Amore» und «Storiella d’amore» sind ursprünglich zwei Romanzen für Gesang und Klavier, welche Andreas Tarkmann für Klarinette und Streichorchester bearbeitet hat.

 

DIE MITSPIELENDEN

VIOLINE 1 Ruth Michael, Anduena Bega, Silvana Flury, Judith Handke, Susanne Künzli, Diederik Peper, Ursula Wehrli-Rothe

VIOLINE 2 Verena Kesselring, Silvia Conzett, Bettina Gartmann, Nadine Hochuli, Rita Kreis, Ruth Rohrbach, Heidi Schwarz,

VIOLA Angela Lardi-Lazzarini, Barbara Bichsel, Doris Lüdi-Dellsperger, Marie-Claire Willi, Laura Zangger Fey

VIOLONCELLO Marianne v. Wijnkoop Glättli, Martina Baumann, Monika Käppeli, Jonas Urech

KONTRABASS Lukas Heitz

 

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